Das erste Mal als ich den König traf, war er nach einem Sturz ins Spital der verletzten Seelen eingeliefert worden. Er hatte sich den Kopf angeschlagen und ich war der festen Überzeugung, dass ich ihn lediglich etwas aufpäppeln musste, um ihn dann in sein Königreich und auf seine Reise, die das Leben heisst, zu schicken. Der König allerdings war einer anderen festen Überzeugung, nämlich der, dass er ein Gärtner war. Darum blätterte er den ganzen Tag in Blumenbüchern und sagte zu allem was ihm gefiel staunend aaaaaaaah und ooooooooh. Erst dachte ich, was ein Schlag auf den Kopf so alles anrichten kann, ein König, der lieber ein Gärtner sein möchte, doch dann hüpfte mein Herz bei jedem seiner Aaaaaaahs und Oooooooohs ganz kurz aus meinem Brustkorb heraus, was irgendwie ein schönes Gefühl war und mich zum Lächeln zwang.
Ob er vielleicht auch schon vor seinem Sturz lieber ein Gärtner gewesen war und sich einfach nicht getraut hatte, dies zuzugeben, ist mir bis heute nicht ganz klar, denn ich weiss aus sicherer Quelle, dass das Leben als König ganz schön viel Druck und Erwartungen mit sich bringt und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der König damals auf das königliche Leben und diese viele Verantwortung einfach keine Lust gehabt hatte.
Weil ich ausserdem finde, dass jeder sein darf, wer oder was er sein möchte und dass das Beste, was uns passieren kann, sein zu dürfen, wer oder was wir sein möchten, ohne wenn und aber, weil wir uns erst dann richtig entfalten können und weil die Aaaaaaaaahs und Ooooooooohs restlos überzugend waren, liess ich den König den Gärtner sein, der er sein wollte und schenkte ihm eine Schaufel. Er winkte fröhlich als er ging und sprang wie ein junges Reh davon. Ich blieb nicht ohne Enttäuschung zurück, vielleicht war es auch der Neid, denn der Gärtner hatte allem Anschein nach einen Plan, meiner war gerade hinter dem Horizont verschwunden.
Den einen zweiten König traf ich, als ich gar nicht mehr damit rechnete. Er hatte sich das Herz gebrochen hatte, nicht so sehr wie andere sich das Bein brechen, sondern eher mit langer Voraussicht, das dies einmal geschehen könnte. Vor lauter gebrochenem Herzen heulte der König nur noch Rotz und Wasser und war alles andere als schön anzuschauen und da wurde mir schlagartig klar, dass das der König war, auf den ich mein Leben lang gewartet hatte, nur hatte ich leider nicht die leisteste Ahnung, wie man ein königliches gebrochenes Herz heilt. Als eines Tages eine englisch-sprechende Zaubermaus, die nur Magic Mouse genannt werden wollte, in mein Haus spazierte, als wäre es das normalste auf der Welt, war mir sofort klar, dass sie nur gekommen war, um dem König zu helfen und mit mir ein Schloss zu bauen, indem der König wohnen wollte.
So nahm aller Zauber Anfang und der König entschied zu bleiben, was ich als einen unermesslichen Glücksmoment in meinem Leben empfinde, denn einen König findet man nicht alle Tage und wenn man ihn gefunden hat, dann sollte man es ihm sehr bequem machen, damit er ganz lange bleibt. Das ist das erste Bild, das von ihm existiert:
